Das Kaufhof-Areal in Hanau
Hintergründe, Entwicklung, Pläne
Bundesweit wurden und werden Filialen des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof abgewickelt. Betroffen ist auch die Stadt Hanau; die ansässige Filiale wurde im Januar 2024 geschlossen. Aufgrund ihrer Lage unmittelbar am Marktplatz ist die Immobilie für die Attraktivität der Innenstadt von zentraler Bedeutung: „Der Kaufhof in Hanau ist nicht nur einfach ein Gebäude, sondern ein geschichtsträchtiges Symbol unserer Innenstadt. Deshalb werden wir nicht einfach zuschauen, was mit dem Gebäude nach der geplanten Schließung passiert; es ist immer klüger, das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Wir nehmen daher unsere Verantwortung für die Innenstadt wahr, haben die Immobilie gekauft und werden dort einen Ort schaffen, an dem sich Menschen treffen und an dem sie etwas Besonderes erleben können“, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky direkt nach Bekanntwerden der Schließung. „So kann die Kaufhof-Immobilie zum Motor für die nachhaltige Entwicklung der Innenstadt werden.“
Kaufhof ist bereits seit 1929 mit einer Filiale in Hanau vertreten, damals noch unter dem Namen Leonard Tietz AG. Das Gebäude an der Ecke Hammer- und Langstraße wird schnell zu klein, so dass ein Neubau an der Nürnberger Straße entsteht – Hanaus erstes großes Warenhaus. Nach Zerstörung des Gebäudes im Krieg und notdürftiger Wiederaufnahme des Betriebs baut der Kaufhof-Konzern 1957 in nur sechs Monaten Bauzeit ein neues Gebäude am Marktplatz zwischen Salz- und Nürnberger Straße. 40 Jahre später gestaltet die Kaufhof-AG die Filiale für 15 Millionen Deutsche Mark nach dem Galeria-Konzept um, 2011 wird der Standort erneut modernisiert.
Für die Stadt Hanau stand sofort fest, dass sie sich aktiv um die Weiternutzung des Gebäudes kümmern wird, damit in dieser 1A-Lage keine Brache entsteht. Die Option des Kaufs der Immobilie war naheliegend; eine Stellungnahme der Cima Beratungs und Management GmbH machte deutlich, dass ein Leerstand des Gebäudes „wesentliche Auswirkungen auf die Attraktivität und Besuchshäufigkeit der Hanauer Innenstadt haben wird.“ Der Stadtführung war klar, dass ein langanhaltender Leerstand an dieser exponierten Stelle erhebliche Auswirkungen auf die umliegenden Geschäfte und Gastronomien sowie den Wochenmarkt und die gesamte Innenstadt haben würde. Wie in anderen Städten in ähnlichen Situationen zu beobachten ist, drohen als Folge von Still- und Leerstand sinkende Frequenzen, Umsatzverluste bis hin zur Verödung von Straßenzügen.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky setzt sofort eine Expertenrunde um Stadtentwickler Martin Bieberle ein, welche die Fragen nach Bausubstanz, Finanzierung, Brandschutz, Statik und weiteren Aspekten klärt. Die Untersuchungen ergaben unter anderem, dass sich das denkmalgeschützte Gebäude statisch in gutem Zustand befindet.
Die Fachleute aus der Unternehmung Stadt Hanau und externe, teilweise bereits beim Stadtumbau involvierte Spezialistinnen und Spezialisten, bewerteten die städtebaulichen Aspekte. Parallel trieben die Verantwortlichen die Vertragsverhandlungen mit dem Eigentümer, dem Immobilienfonds KH Hanau S.C.S. Objektgesellschaft mit Sitz in Luxemburg, voran.
Die Ergebnisse stellte die Expertenrunde verschiedenen städtischen Gremien, auch öffentlich, vor. Sowohl der Magistrat, der Umwelt- und Strukturausschuss als auch der Ortsbeirat Innenstadt empfahlen, dem Kauf der Immobilie mit ihren 16.000 Quadratmetern Grundfläche und rund 12.000 Quadratmetern Nutzfläche zuzustimmen. Am 16. Oktober 2023 beschloss die Stadtverordnetenversammlung einstimmig, die Immobilie zu einem Preis von 25 Millionen Euro zu kaufen.
Für die Zeit direkt nach dem Kauf bis zur Fertigstellung aller erforderlichen Baumaßnahmen und energetischen Ertüchtigungen ist eine Zwischennutzung geplant: Die Hanau Marketing GmbH (HMG), die auch für das Stadtentwicklungsprogramm Hanau aufLADEN verantwortlich zeichnet, organisiert diesen Prozess.
Ein finales Nutzungskonzept wird unter Federführung der BAUprojekt Hanau GmbH im Laufe des Jahres 2024 erarbeitet. Hierzu gibt es ein strukturiertes Verfahren, das die Öffentlichkeit einbezieht. Auch die mögliche Einbindung privatwirtschaftlicher Partner wird geprüft. Nach einer schrittweisen Sanierung lässt sich die Immobilie für viele Jahrzehnte in unterschiedlichen Formen nutzen. Zielsetzung ist, das Gebäude auch weiterhin als starken Frequenzbringer für die Innenstadt zu positionieren.
Die Umbaukosten sind mit etwa 39,5 Millionen Euro veranschlagt. Aus dem Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ liegt für die Jahre 2024 und 2025 die Zusage für eine Unterstützung in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro vor. Zudem legt das Hessische Wirtschaftsministerium für die in Hessen betroffenen „Galeria-Karstadt-Kaufhof-Kommunen“ einen Sondertopf über drei Millionen auf, Hanau hat sich um die Zuteilung von Mitteln beworben.