Hanau für Vielfalt und Demokratie
Geschlossen und handlungsstark gegen Rassismus, Extremismus und Gewalt.
In Hanau entsteht das Zentrum für Demokratie und Vielfalt (ZDV). Es wird ein gemeinsames Erinnern initiieren, den Dialog suchen, Wissen teilen und vermitteln, moderieren und dabei helfen, Antworten zu finden. Wir haben zusammen getrauert, uns zugehört, gestärkt und bei der Verarbeitung des Unfassbaren unterstützt. Nun möchten wir zusammen daraus lernen, reflektieren, die Dinge einordnen und im Austausch alles dafür tun, dass so etwas nie wieder passiert.
Unser Handeln für Demokratie und gegen Rassismus
Wir nehmen den 19.02.2020 als Ausgangspunkt für einen veränderten, erstarkten Zusammenschluss der Hanauer Zivilgesellschaft und regen die gemeinsame Entwicklung einer nachhaltigen Erinnerungs- und Gedenkkultur an, die unseren Umgang und gemeinsame Zukunft maßgeblich prägen wird. Die Identifizierung, Reflektion und Bekämpfung von (strukturellem) Rassismus und dessen Ursachen wird hierbei unser Handeln leiten. Es untersteht dem Anspruch „für Demokratie und gegen Rassismus“ und ist dreiteilig wie dezentral organisiert:
- Begleitung der Opferfamilien und weiterer indirekt Betroffener des Anschlags
- dauerhafter Austausch mit Angehörigen der Opfer bei Trauer- und Gedenkarbeit sowie konkrete Unterstützung
- Ergänzung bestehender und Entwicklung neuer Angebote der Aufklärung und des Dialogs wie das „Zentrum für Demokratie und Vielfalt“
Es geht nunmehr auf allen Ebenen darum, das Zusammenbringen bereits aktiver und neuer Akteure zu ermöglichen, um ein Leben vom Nebeneinander zum Miteinander langfristig zu initiieren. Für diese Stärkung des Zusammenhalts der lokalen Hanauer Zivilgesellschaft über kulturelle und ethnische Unterschiede hinweg kann das Zentrum für Demokratie und Vielfalt entscheidende Impulse geben.
Den Auftrag der Einrichtung beschreiben die Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Leitend und Selbstverständnis des Zentrums für Demokratie und Vielfalt in Hanau ist insbesondere Artikel 3 des Grundgesetzes:
„(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
In diesem Sinne entsteht mit dem Zentrum für Demokratie und Vielfalt ein offenes Haus, das sich zuallererst im Austausch ausbildet, so in die Stadtgesellschaft wirkt und allerorten inhaltliche Vernetzungen anregt. Das ZDV unterstützt die Stärkung des Vertrauens in die Demokratie, engagiert sich gegen Gewalt, Extremismus und Menschenfeindlichkeit. Die interkulturelle Arbeit in Hanau und seinen Stadtteilen soll unterstützt werden sowie die Anstrengungen jener Einrichtungen und Institutionen, die sich für Bildungspatenschaften, Inklusion, außerparlamentarische Aktivitäten, Kooperationen mit Schulen und weiteren Einrichtungen, in der Flüchtlingsarbeit, für Sport und Integration, Demokratiebildung und Sprachintegration, Gemeinwesenarbeit, für Akzeptanz vielfältiger Lebensweisen, gegen Homosexuellen- und Transfeindlichkeit, für Willkommens- und Anerkennungskultur, für menschenrechtsorientierte Weiterbildung und für die Schaffung von Angeboten niederschwelliger Beratung einsetzen.
Vom Bund finanziell unterstützt
Das Zentrum entsteht am Kanaltorplatz, Ecke Herrnstraße, und liegt damit unweit der Anschlagsorte. Seine hohe Bedeutung als Ankerplatz für Themen rund um Demokratie und Vielfalt wird auch auf Bundesebene gewürdigt: Das Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen hat es als eines von 18 „Vordenker“-Projekten in Deutschland ausgewählt und fördert es als „Nationales Projekt des Städtebaus 2022“ mit 3,4 Millionen Euro.