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Die Hanauer Rechenzentrumsstrategie

Der boomende Rechenzentrumsmarkt in Deutschland wird durch die fortschreitende Digitalisierung und einen stetig wachsenden Bedarf an Rechenleistung angetrieben. Hanau gestaltet mit seiner Rechenzentrumsstrategie aktiv den wachsenden Bedarf an Flächen für Rechenzentren.

Rechenzentren gehören inzwischen zu einer der wichtigen Infrastrukturen für die grundlegende Daseinsvorsorge, deren Bedeutung durch die Corona-Pandemie zusätzlich an Schub gewonnen hat. Der strenge Datenschutz in Deutschland macht zudem den Betrieb von Rechenzentren im Inland für viele Unternehmen zu einer zwingenden Anforderung. Die Stadt Hanau, gelegen nahe dem weltgrößten Internetknoten DECIX in Frankfurt, profitiert von dieser Nachfrage, was sie zu einem attraktiven Standort für die Ansiedlung von Rechenzentren macht. Hierbei spielen Faktoren wie eine leistungsfähige Energieversorgung, Verfügbarkeit von Flächen und hohe Netzstabilität eine entscheidende Rolle.

Diese Betrachtungen führten dazu, dass die Stadt Hanau im Jahr 2021 eine städtebauliche Rechenzentrumsstrategie entwickelte, die im selben Jahr von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde.

Dieser Beschluss war ein wichtiger Schritt für die Stadtentwicklung und den Wirtschaftsstandort Hanau, da Rechenzentren nicht nur die Hanauer Wirtschaftsstruktur diversifizieren, sondern auch altindustrielle Standorte revitalisieren und eine geringe Verkehrsbelastung verursachen.

Zu den weiteren Vorteilen zählen attraktive Unternehmensansiedlungen im IT-Sektor, zusätzliches Auftragsvolumen für lokale Dienstleistungsanbieter und ein zukünftiges Gewerbesteueraufkommen, das nicht exportabhängig ist. Allerdings birgt die Ansiedlung von Rechenzentren auch Herausforderungen wie die begrenzte Anschlusskapazität für Strom, geringes Arbeitsplatzangebot im Verhältnis zur Flächennutzung, Verdrängungsdruck auf dem Gewerbemarkt und hohe Anforderungen an die Kühlung, die sowohl den Trinkwasserverbrauch als auch den Energieverbrauch stark beeinflussen und potenziell klimaschädlich sein können.

Vor diesem Hintergrund haben das Stadtplanungsamt und die Wirtschaftsförderung Hanau geeignete Flächen identifiziert, die kurz- bis mittelfristig für die Realisierung von Rechenzentren geeignet sind, und diese mit der Hanau Netz GmbH hinsichtlich der Netzanschlusskapazitäten abgestimmt. Diese gründliche Prüfung soll sicherstellen, dass die Entwicklung der Rechenzentren sowohl ressourcenschonend als auch klima- und städtebaulich verträglich erfolgt.

Drei namhafte Rechenzentrumsbetreiber konnten in nur vier Jahren bereits angesiedelt werden bzw. haben mit der Realisierung ihrer Rechenzentren in Hanau begonnen: Google eröffnete im Oktober 2023 sein erstes Cloud-Rechenzentrum in Deutschland im Technologiepark Wolfgang. Data4, einer der großen europäischen Rechenzentrumsbetreiber wird auf dem ehemaligen Gelände der Großauheim-Kaserne einen – auch im europäischen Vergleich – großen Rechenzentrumscampus entwickeln und seine Deutschlandzentrale hier etablieren. CyrusOne errichtet auf einer ehemaligen Fläche von Goodyear zwei Gebäude mit dem Ziel, mit dem ersten Rechenzentrumsgebäude in 2025 produktiv zu gehen.

Alle Betreiber haben sich bei ihren Bauten nachhaltige Ziele gesteckt: von der Nutzung von Recycling-Materialien bei der Baugründung über begrünte Fassaden bis zu Biodiversitätsprojekten auf den Geländen. Einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Transformation stellt die Nutzung der Abwärme auch für angrenzende Industriegebiete, wie z.B. den Technologiepark Wolfgang oder auch für die Bürgerinnen und Bürger über das Fernwärmenetz der Stadtwerke Hanau dar. Hierzu sind bereits Gespräche zwischen den Betreibern und den Stadtwerken Hanau sowie der Hanau Netz GmbH aufgenommen.